Das beste Betriebssystem
Zusammen mit Prantl traten die Gäste die Themenreise „Zukunft gemeinsam gestalten“ an. Die Demokratie sei, so Prantl, zwar anstrengend, mit manchen Fehlern behaftet, aber doch das beste Betriebssystem für unsere Gesellschaft. Sie gewähre allen die gleiche Möglichkeit, durch Wahlen das gemeinsame Leben mitzuprägen. Die Einführung des Sozialstaates nannte er die größte Errungenschaft im politischen Europa. Die Natur sei ein Gerechtigkeitsrisiko. Niemand könne etwas für die Umstände seiner Geburt, der Sozialstaat müsse die oft fehlende Chancengleichheit bestmöglich korrigieren. Ein vermeintliches Schicksal sei keine Entschuldigung für Nichtstun. Gerade die SI setzten sich nachhaltig ein für Parität, Solidarität und Gerechtigkeit. „Ihr seid Anti-Idioten!“, rief er den Aktivisten zu in Anspielung auf die Wortbedeutung „Idiot“ im antiken Griechenland, das Menschen bezeichnete, die nicht politisch handelten.
Das Grundgesetz betone in seiner Präambel das Friedensgebot. Dem gelte es zur Durchsetzung zu verhelfen. Eine gelegentlich geforderte Abschottung der Grenzen führe letztlich zur Abschottung der Herzen. Die Grundrechte seien schließlich für alle da, insbesondere auch für die wachsende Zahl der alten Menschen. „Von ihnen können wir lernen, sie machen die Gesellschaft klüger, sie sind unser aller Zukunft, nicht nur die Kinder!“ Menschen mit Visionen und Konzepten brauche es, die Hoffnung auf Frieden vermitteln. Die weihnachtliche Botschaft „pax hominibus“ gebe es nicht geschenkt. Sie bedeute Arbeit; Friede sei, nach Immanuel Kant, nichts Selbstverständliches, er müsse gestiftet werden.
Immer wieder nahm Prantl Bezug auf Erfahrungen in seiner eigenen Familie, die ihn lehrten, die Dynamik von Hass und Gegenhass zu durchbrechen. „Mein Opa würde heute sagen: ,Schreib was gegen den Krieg!‘“ Die Gemeinschaft der Völker sei keine Reihenhaussiedlung, sondern das Zusammenleben in einem europäischen Haus mit vielen Räumen. Mit dramatischem Stimm- und Stimmungswechsel plädierte Prantl fast flüsternd seinen Wunsch nach Frieden.
Den sah er durch das Erstarken neonazistischer Umtriebe gefährdet. „Zerstörern der Demokratie muss das aktive und das passive Wahlrecht entzogen werden!“ Artikel 18 des Grundgesetzes bietet eine Handhabe dafür, das Instrument müsse entrostet und angewendet werden.
Alle müssen aktiv sein
„Die Geschichte gestalten wir selbst!“ Die Sozialen Initiativen arbeiteten auf eine gute Zukunft hin. Alle Menschen seien gehalten, das Leben in Gemeinschaft aktiv mitzuprägen. Den Zerstörern der Demokratie müsse entgegengetreten werden, durch Widerstand im Kleinen und im Großen. Vor dem geschmückten Christbaum im Kolpingsaal ließ er sein Plädoyer für Heimat, Gerechtigkeit und Frieden münden in den Aufruf: „Nicht der Heiland reißt die Himmel auf, wir müssen das tun! Die Sozialen Initiativen sind Himmelsaufreißer!“
- Der Redner
Vorgeschichte: Heribert Prantl stand bei den Vorplanungen bereits auf der Referenten-Wunschliste. „Die Sozialen Initiativen und Heribert Prantl stehen sich thematisch recht nahe: Kampf gegen Armut, für Frieden, Gemeinwesen- und Basisarbeit, Engagement und Demokratie“, sagt Reinhard Kellner. - Anliegen: Prantl sind diese Anliegen aus eigener Erfahrung bekannt. Auch im heimatlichen Nittenau gebe es Bedarf, unterprivilegierte Jugendliche und Asylbewerber zu fördern.